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yannick99a

Das nächste Kapitel wartet

Geschätzte Skifreunde,


Zwei Jahre sind schon vergangen seit meinem letzten Sturz in Bormio. Zwei Jahre mit vielen Auf und Abs. Nach meinem Sturz habe ich Alles versucht, um wieder den Anschluss zurück in den Weltcup zu finden. Die unzähligen Stunden im Kraftraum und in der Physio haben sich ausbezahlt und ich war wieder in Topform. Doch dann kam schon der nächste Rückschlag. Kurz vor meiner Rückkehr auf die Ski erkranke ich an Pfeifferischem Drüsenfieber und musste meine Rückkehr um zwei weitere Monate verzögern. Ein harter Schlag nach der intensiven Rehabilitation. Doch mit viel Geduld und Motivation konnte ich auch diese Hürde meistern und stehe im Juli 2023 in Topform wieder auf dem Gletscherschnee von Zermatt. Der Körper hält, doch der Kopf hadert ein bisschen, was völlig normal ist, nach meinen zwei Stürzen. Ich investiere viel Zeit ins Mentaltraining und merke wie sich der Knopf langsam löst. 

Die Eröffnungrennen in Zermatt stehen an und ich bin zurück im Weltcup Zirkus. Mir fehlen nur noch einige Kilometer auf den langen Skis, bei hoher Geschwindigkeit, um mich wohl zu fühlen. Ich bin optimistisch, dass ich in Kanada zu meinen km kommen werde.

Voller Zuversicht und Motivation reise ich nach Nordamerika.

Und dann der nächste harte Rückschlag. Bei meiner ersten Fahrt auf den Kanadischen Schnee werde ich von starken Rückenschmerzen geplagt. Schmerzen die mich schon eine ganze Weile durch meine Karriere begleiten, doch da merke ich, dass es diesmal etwas ernster ist. Ich versuche Alles, um die Schmerzen in den Griff zu kriegen. Bis zu 3h Physio am Tag. Ich will Skifahren. Doch nach einigen Tagen merkte ich, dass ich hier in Nordamerika nicht zu meinen km kommen würde. Ich entscheide mich nach Hause zu reisen und meinen Rücken checken zu lassen. Diagnose: markante Diskushernie im Bereich L4-L5. Ich war nicht sehr überrascht, ich wusste das was nicht gut war mit meinem Rücken. Und doch war er eine sehr bittere Pille.

Was nun? Ich war bereit fast alles zu tun, um zurück auf den Schnee zu kommen. Doch es gab kein Wundermittel. Schmermittel schlucken und schauen wie es sich entwickelt. Nach einer Woche ging es schon besser und ich versuchte es nochmals. Drei Fahrten und ich fing mit den Schmerzen wieder von vorne an. Ich war ungeduldig und wusste nicht wie weiter. Ich fragte nochmals bei den ärzten nach und bekam eine weitere Lösung. Eine Operation, um meine Wirbel L4 und L5 zu versteifen. Ich habe so viel in diesen Sport investiert, doch eine weitere Operation war für mich ausser Frage.

Ich nahm mir eine Auszeit vom Training, um über die Operation nachzudenken und auch zu schauen, wie sich mein Rücken im  Alltag ohne Spitzensport entwickelt. Nach einigen Wochen war ich fast schmerzfrei. Ein gutes Gefühl, schmerzfrei zu sein. Ich entschied mich dann auch definitiv gegen eine Operation am Rücken. Die Risiken waren zu gross und die Garantie zu klein. Ich musste jedoch feststellen, dass mein Rücken unstabil und schnell reizbar ist, bei Trainings mit hoher Belastung.

Die Auszeit tat mir gut und ich fing an, mich im "normalen" Leben wohl zu fühlen. Nach einem Praktikum in Sitten, fing ich dort an der Ingenieur Hochschule ein Studium in Systemtechnik an. Das Studium gefällt mir sehr, ich hab immer gewusst, das ich eines Tages ein Ingenieur Studium in Angriff nehmen würde. Ich versicherte mir, dass das Studium auch in Teilzeit durchgeführt werden könnte, für ein eventuelles Comeback meinerseits. Neben dem Studium fand ich auch schnell eine neue Leidenschaft fürs Bergsteigen aller Art. Da das Klettern ein super Training für meinen Rücken ist, wurde es schnell zu meiner Hauptaktivität neben dem Studium. Durch die Willenskraft und Trainingsstrategie die ich durchs Skifahren erlernt habe, machte ich schnell Fortschritte in allen Aktivitäten, die ich neu unternahm. Seis im Studium oder im Sport.

Es ist erstaunlich, was einem der Spitzensport alles beibringen kann. Eine unglaubliche Lebensschule, die nicht nur den Körper sondern auch den Geist und Wille stärkt.

Wie ihr sicher schon bemerk habt, hab ich schon ein paar Seiten in meinem neuen Kapitel geschrieben, und doch fällt es mir extrem schwer, dass vorherige abzuschliessen. Diese Leidenschaft für den Skisport, welche mich schon mein ganzes Leben lang begleitet und begleiten wird.

 

Doch ich merke, dass für mich die Zeit gekommen ist, vom Skirennsport Abschied zu nehmen.

Diese Entscheidung ist wesentlich härter, als ich es mir jemals hätte vorstellen können. Doch ich habe mir genug Zeit genommen, um auf meine Gefühle und meinem Körper zu hören und mit einem guten Gewissen diese Entscheidung zu nehmen.

 

Ich bin extrem Stolz auf alles, was ich in diesem Sport habe erreichen können.

Zu meinen Karrierehighlites zählen:

  • Unzählige Medaillen bei Junioren- und Elite-Schweizermeisterschaften

  • Gold an der Universiade in Krasnojarsk

  • Mein Kopf auf dem Emmi Kaffeerahm

  • Bronze an der Junioren WM in Narvik

  • Ein Sieg und zwei weitere Podestplätze im Europacup

  • Fünf Weltcup Starts

  • Einen 13. Rang in der Weltcup Abfahrt von Val Gardena

  • Eine Teilnahme an den Olympischen Spielen in Peking

 

All diese Erfolge durfte ich mit unglaublichen Persone teilen, meiner Familie, meine Teamkollegen, Konkurrenten und Freunden, meine Trainer und Staff, meine Sponsoren und Unterstützer. So viele unglaubliche Begegnungen die mich unterstützt und nach vorne getrieben haben.

An euch allen ein riesiges DANKESCHÖN!

Und ich hoffe schwer, dass ich alle von euch in meinen nächsten Kapitel wiedersehen werde!


Yannick


Wer hätte gedacht, dass dieser kleine Kerl so weit springen würde :)

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